Onlinebefragungen in der Nachhaltigkeitsforschung

Erstmalig kam in der Umweltbewusstseinsstudie 2014 eine Onlinebefragung zum Einsatz. In der Veröffentlichung der IÖW-Schriftenreihe „Online- und Panel-Erhebungen zur sozialwissenschaftlichen Erforschung von Umweltbewusstsein“ analysieren Brigitte Holzhauer, Maike Gossen, Michael Schipperges und Gerd Scholl die Erfahrungen und Perspektiven.

Forschung mit Online Access Panels

Onlinebefragungen sind heute ein selbstverständlicher Bestandteil des Methodenportfolios der Sozial- und Marktforschung. Ihre Vor- und Nachteile im Vergleich zu persönlichen oder telefonischen Interviews können auf Grundlage der bisherigen Erfahrungen inzwischen gut eingeschätzt werden. Online Access Panels ermöglichen einen einfachen und komfortablen Zugang zu Stichproben.

Bei einem Online Access Panel handelt es sich um einen Kreis von in der Regel mehreren Zehntausend Personen, die sich bereit erklärt haben, wiederholt an Umfragen teilzunehmen. Mit Online Access Panels hat sich ein Forschungszweig etabliert, der in den letzten Jahren stark angewachsen ist und über eigene methodische Standards und Qualitätskriterien verfügt.

Repräsentativität von Online-Stichproben

Eine wesentliche Frage ist nach wie vor, ob bevölkerungsrepräsentative Stichproben mit Hilfe von Online Access Panels realisiert werden können, obgleich circa ein Viertel der Bevölkerung online nicht erreichbar ist. Um dieses Problem zu lösen, wurden verschiedene Ansätze entwickelt. Bei der Umweltbewusstseinsstudie 2014 wurden mit dem forsa.onminet Personen ohne Internetzugang über eine Set-Top-Box befragt, die mit ihrem Fernsehgerät verbunden ist.

Um die Vergleichbarkeit mit vorangegangenen Umweltbewusstseinsstudien zu prüfen und mögliche Auswirkungen des Methodenwechsels zu erfassen, wurden neben der Onlinebefragung für einige zentrale Fragen auch persönliche Interviews  durchgeführt. In Bezug auf das Umweltbewusstsein lieferte die Onlinebefragung gegenüber der persönlichen Umfrage zwar „umweltsensiblere“ Ergebnisse, jedoch weisen die Veränderungen gegenüber den Vorgängerstudien in der Regel in dieselbe Richtung.

Treiber von Innovationen

Langfristig zeichnen sich vielfältige Potentiale von Onlinebefragungen ab. Was als online-administrierte Fragebögen in klassisch quantitativer Forschungstradition begonnen hat, schlägt sich heute in unterschiedlichsten Methoden nieder. Dazu zählt etwa qualitative Forschung mit Online-Fokusgruppen oder so genannten Market Research Online Communities. Weitreichende Auswirkungen wird sicherlich  „Mobile Research“ haben, da die mobile Nutzung des Internet über Smartphones, Tablets usw. ganz neue Formen der Datenerhebung ermöglicht.

Kongresse und Tagungen zeigen, dass Onlinemethoden zu den wichtigsten Treibern von Innovationen der Branche gehören. Alles in allem bergen sie Potenzial für viele Veränderungen, die für die Erforschung von Umweltbewusstsein fruchtbar und kreativ eingesetzt werden können.

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Brigitte Holzhauer, Maike Gossen, Michael Schipperges, Gerd Scholl (2015): Online- und Panel-Erhebungen zur sozialwissenschaftlichen Erforschung von Umweltbewusstsein, Schriftenreihe des IÖW 2019/15, Berlin, ISBN: 978-3-940920-12-6, 57 Seiten

Zum Download

von Brigitte Holzhauer, Maike Gossen, Michael Schipperges, Gerd Scholl IÖW-Schriftenreihe 209

Die Veröffentlichung ist im Rahmen des vom Bundesministerium für Umwelt, Natur, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und des Umweltbundesamt (UBA) geförderten Forschungsvorhabens „Repräsentativumfrage zum Umweltbewusstsein und Umweltverhalten im Jahr 2014 einschließlich sozialwissenschaftlicher Analysen“ (FKZ 3713 17 100) entstanden.