Jugend und Umwelt – eine spannende Begegnung

Wie sieht das Umweltbewusstsein der jungen Generation aus? In einer gerade erschienenen Veröffentlichung des Umweltbundesamts analysieren Maike Gossen, Brigitte Holzhauer, Michael Schipperges und Gerd Scholl speziell die Altersgruppe der 14- bis 25-Jährigen.

Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahren tiefgreifend verändert. Junge Menschen sind in ganz andere Lebensumstände hineingewachsen als die Generationen vor ihnen. Deshalb ist es nicht überraschend, dass sie vieles auch anders wahrnehmen als die Älteren. Das betrifft auch das Thema Umwelt.

Ist jungen Menschen Konsum wichtiger als Umweltschutz (Tagesschau, 26.1.16) oder sind sie zwar umweltbewusst, aber handeln nicht danach (Spiegel Online, 26.1.16) ? Oder sind dies nur Behauptungen der „alten Säcke“, die den Niedergang der Jugend beklagen (taz vom 27.1.16)?

Das Umweltbewusstsein junger Menschen ist anders

Das Umweltbewusstsein junger Menschen lässt sich als global und langfristig beschreiben. Umweltprobleme erleben sie oft nicht in ihrem eigenen unmittelbaren Alltag. Wie auch die Älteren bewerten sie die Umweltqualität in Deutschland überwiegend als gut.
Aber dennoch sehen sie die bedrückenden ökologischen Probleme sehr klar. Sie sind in einer globalisierten Welt aufgewachsen und haben ein Bewusstsein für die weltweiten Folgen von Klimaveränderung und Ressourcenknappheit. Umweltbewusstsein hat für sie weniger mit „großen Reden“ zu tun, sondern mit notwendigen Lösungen für anstehende Probleme.

Beim nachhaltigen Verhalten setzen junge Menschen andere Schwerpunkte

Gerade bei Jugendlichen ist die soziale Anerkennung durch die Gleichaltrigen oft an Konsum und Marken geknüpft. Sie möchten zeigen, dass sie dazugehören. Deshalb ist es vor allem bei Kleidung und elektronischen Geräten für junge Menschen schwierig, sich dem schnellen modischen und technischem Wandel zu entziehen. Nachhaltigkeit spielt hier nur eine geringe Rolle.

In anderen Lebensbereichen lässt sich hingegen eher ein Gleichklang von jungem Lebensstil und Nachhaltigkeit beobachten. Dies betrifft etwa die Mobilität (mit einem geringeren Interesse am eigenen Auto) oder die Ernährung (mit einem größeren Interesse an vegetarischer oder veganer Ernährung). Außerdem finden junge Menschen Sharing oft spannend, also gemeinschaftliche Formen des Konsums.

Beim Umweltschutz gibt es auch unter jungen Menschen große Unterschiede

Für manche von ihnen ist Nachhaltigkeit ein sehr wichtiges Anliegen, andere sind eher desinteressiert und viele suchen nach Kompromissen zwischen den unterschiedlichen Anforderungen, denen sie in ihrem Leben ausgesetzt sind. 15% von ihnen zählen zu den „Nachhaltigkeitsorientierten“, die bei umweltbewusstem Denken und Handeln eine Vorreiterrolle einnehmen. In der gesamten Bevölkerung sind es fast genauso viele, nämlich 14%.

Während also der Anteil derjenigen, die sich für Nachhaltigkeit aktiv einsetzen, unter den Jungen und den Älteren ähnlich groß ist, wandeln sich die Ausdrucksformen, mit denen dies geschieht. Und diese neuen Ausdrucksformen werden die Zukunft stärker bestimmen als das, was man traditionellerweise unter Umweltbewusstsein versteht.

 

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Gossen, Maike, Brigitte Holzhauer, Michael Schipperges und Gerd Scholl (2016): Umweltbewusstsein in Deutschland 2014. Vertiefungsstudie: Umweltbewusstsein und Umweltverhalten junger Menschen. UBA-Texte 77/2015. Dessau-Roßlau.

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Die Veröffentlichung ist im Rahmen des vom Bundesministerium für Umwelt, Natur, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und des Umweltbundesamt (UBA) geförderten Forschungsvorhabens „Repräsentativumfrage zum Umweltbewusstsein und Umweltverhalten im Jahr 2014 einschließlich sozialwissenschaftlicher Analysen“ (FKZ 3713 17 100) entstanden.